Schweißgebadet bin ich mehrere Male aufgewacht heute Nacht. Konnte dann wieder ewig nicht einschlafen und heute Morgen wäre es dann gut gegangen. Hab ja auch ein bisschen Jetlag. Kann gar nicht glauben, dass ich gerade hier in Indien auf der Dachterrasse sitze bei über 30 Grad und leichtem Wind.
Die Anreise war anstrengend und kam mir ewig lang und total kurz vor. Am Flughafen hab ich Sophie schnell gefunden und wir wollten das Gepäck aufgeben. Sophies Handgepäck war zu schwer und wir haben lange rumgepackt bis es dann in Ordnung war. Im Flieger saß ein Typ neben mir, der die ganze Zeit geschlafen hatte, sodass ich gar nicht aufstehen konnte. Meine Knie haben so weh getan. Aber irgendwann ging es. Ich konnte ein bisschen schlafen. Am Flughafen in Muskat mussten wir nochmal durch die Sicherheitskontrolle und es gab Toiletten ohne Schüsseln, also Löcher im Boden. Das ist dann wohl der Moment, wo du dir wünschtest, doch nochmal im Flieger gegangen zu sein…

In Muskat war ich noch eine rauchen. Das war schon merkwürdig wie ich von den Männern angeschaut wurde. Ich habe mir dort am Flughafen auch wieder gedacht, wie unterschiedlich wir Menschen doch sind. Und ich meine nicht äußerlich, denn das ist offensichtlich. Dort waren so viele Menschen. Die Frauen in langen Kleidern, zum Teil verhüllt bis auf einen Augenschlitz. Die Ansichten zwischen denen und mir sind wahrscheinlich so unterschiedlich, dass ein wirklicher Konsens sehr schwer wäre. Und das ist auch das Problem. Deshalb ist es so schwierig Frieden herzustellen. Es fehlt oft schon an Toleranz und Akzeptanz untereinander oder noch wichtiger an Respekt, Mitgefühl und Verständnis für andere. den meisten ist es schon zu viel einfach nur freundlich mit anderen umzugehen.

Am Flughafen in Jaipur konnten wir beinahe nicht einreisen, da wir die Adresse des Referenten nicht hatten. Die war im Internet und wir hatten keins. Ein netter Herr hat uns dann eine Verbindung eingestellt und wir durften rein. Am Stand zum Geld tauschen trafen wir Carina und den Rest der Truppe. Ich habe natürlich den PIN meiner Kreditkarte nicht dabei, deshalb konnte ich kein Geld abheben. Aber ich hatte zum Glück noch Bargeld. Das hab ich dann getauscht. Unser Hotel ist eigentlich ein indisches Kaufmannshaus, in dem die oberen Etagen zum Gästebereich umgebaut wurden. Ich bin mit Sophie im Zimmer. Sie ist so ein erfrischender, herzlicher und unkomplizierter Mensch. Ich mag sie sehr gerne. Abend sind wir gleich zu den Stallungen von Riding in India gefahren. Es ist einfach unbeschreiblich alles. Der Verkehr ist unglaublich, die Luft ist schwer und schmutzig. Das Licht der Sonne durch den Smog schafft ein fast surreales Bild. Neben den Straßen werden LKW und Autos repariert. Irgendwo einfach. Daneben werden Reifen gestapelt und was nicht mehr gebraucht wird, wird neben hingeschmissen, wo streunende Hunde und Kühe darin nach essbarem suchen. Menschen kommen zum Betteln, sobald man auf der Straße anhalten muss. Ich hab schon Angst vor der Stadt, aber ich bin auch unglaublich gespannt. Ich hab ein paar Fotos gemacht als dort Polotraining war. Der Staub, die Kulisse mit der Stadt im Hintergrund, das merkwürdige Licht. Unglaublich einfach.

Heute Vormittag konnten wir uns noch ein bisschen erholen. Die Dusche war toll. Nach dem Mittagessen sind wir los zum Affentempel nach Galta ji. Der Weg dorthin ging raus aus der Stadt. Mitten durch die ärmeren Viertel. Wir sahen die Leute und ihr kleinen Buden am Straßenrand. Friseure, Schneider, Handwerker und Bettler. Die Leute kommen irgendwie durch. Machen irgendwas. Manche Häuser sind sauber und gestrichen und andere dreckig und am Zerfallen. Auch das sehe ich viel. Sehr viel, was am Zerfallen und Verrotten ist. Und viel Müll. Überall liegt er rum und dazwischen und darin die Menschen und die Tiere. Je weiter wir aus der Stadt rausfahren, desto mehr Kühe sind da und viele andere Tiere wie Schweine, streunende Hunde, Ziegen und Antilopen. Auf der Autobahn waren zwei Elefanten unterwegs und im Busch sahen wir viele Pfaue. Der Affentempel war schön, aber auch schön schmutzig. Es wird zwar Geld eingesammelt für den Erhalt und für die Reinigung, aber das Geld wird dafür nicht verwendet. Es bleibt in den Taschen derer, die die Hände aufhalten. Wer nicht zahlt, darf auch gerne wieder gehen. Zum Glück haben wir unsren indischen Fremdenführer Manu dabei, der uns über diese Dinge aufklärt. Es ist auch hart nichts zu geben, aber in Indien gibt es so viel Leid, dass so nicht besser wird. Der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.

Der ursprüngliche Plan war, im Anschluss gleich nochmal zu den Stallungen zu fahren und anschließend im Poloclub zu Abend essen. Mir ging es einfach nicht gut, sodass ich mich entschied im Hotel zu bleiben und mich auszuruhen. Unsere Gastgeber haben mir noch ein kleines Abendessen bereitet und mir Cola serviert. Unsere Gastgeberin war kurz bei mir und hat mir etwas über Diwali erzählt und sie war auch ganz darauf bedacht, mir Essen und Trinken anzubieten, bis ich ihr versicherte , dass ich wirklich „totally fine“ sei. Das ist wirklich schön gewesen. Durch das Essen und das Cola ging es mir besser, sodass ich die schlechte Luft auf unserer Dachterrasse genoss. Diese Lärmkulisse ist unglaublich. Von den Straßen hupt es ständig, überall wird Feuerwerk in die Luft geschossen, Hunde bellen, Kinder schreien. Ich weiß nicht, ob es die schlechte Luft ist, denn die ist sehr anstrengend, aber ich habe den ganzen Tag nicht geraucht. Ich hätte wahrscheinlich schon irgendwo können, aber es ist mir unangenehm auf diese Weise aufzufallen, also lasse ich es und es ist nicht so schlimm. Im Gegenteil. obwohl ich schon Lust habe, fällt es mir nicht sonderlich schwer, es nicht zu tun und ich fühle mich auch irgendwie befreit. Mal sehen wie lange das anhält.

Die anderen werden sicher bald zurück sein, denn morgen fahren wir um fünf Uhr los zu unserem ersten Fototermin. Bin schon sehr gespannt, was mich da erwartet.