So würde ich meinen Aufenthalt auf dem Gestüt Evelino in Ernatsreute in der Nähe von Überlingen beschreiben. Gestern Vormittag bin ich dort angekommen und es war am Regnen. Leider hat es auch bis zu meiner Abreise heute Mittag nicht aufgehört.
Evelyn Gross von Rehlingen hat es in diesen nicht einmal 24 Stunden geschafft, meine Sichtweise auf mich und die Reiterei zu hinterfragen und meine Wissbegier geweckt. Die Bereich „Arbeit an der Hand“ oder Bodenarbeit waren für mich immer Themen, in die ich gern einsteigen wollte. Nur ohne eigenes Pferd geht das nicht. Das war eigentlich auch der Grund meines Besuches. Ich wollte Lusitanos kennenlernen und einmal auf ihnen reiten. Schon lange träume ich von einem solchen Pferd. Kompakt, wendig, sensibel, temperamentvoll, mutig, anhänglich und nicht zuletzt wunderschön. So sehe ich sie, aber ehrlich gesagt habe ich noch nie einen kennengelernt. Bevor ich also mein ganzes Erspartes in die Hand nehmen und mir ein solches Pferd kaufe, sollte ich mir das genauer ansehen. So mein Gedanke. Daher traf mich die Begegnung mit Evelyn irgendwie unerwartet.
Die erste Stunde zeigte sie mir, wie ein Pferd am Boden an der Hand gearbeitet wird. Wie angefangen wird, welche Übungen welchen Zweck haben und wohin sie führen sollen. Die Cruzado-Stute Tanta (die „Farbige“) führte bereitwillig alles geforderte aus. Gelassen und aufmerksam hörte sie zu, ließ sich auf mich ein. Abends starteten wir ebenfalls wieder mit Übungen an der Hand. Evelyn erklärte mir, wie ein Pferd „geradegerichtet“ wird und vor allem, warum das notwendig ist, um aus einem Lasttier ein Reitpferd zu machen. An ihr hat mich vor allem beeindruckt, dass sie mir die Dinge stets im Zusammenhang mit der Biomechanik und Psyche des Pferdes erklärt hat und ihre Offenheit in Bezug auf verschiedene Reitweisen und „Gurus“. Jedes Pferd hat eine eigene Zeit und Art und Weise, wie es lernt und darauf kommt es an.
Dann war es soweit: ich stieg auf. Der Sattel war ein Dressursattel von Zaldi aus Spanien. Das besondere daran war, dass es keine Pauschen oder sonstige Einschränkungen oder Vorgaben gab. Das hieß für mich, dass ich meinen Sitz in diesem Sattel selbst finden musste. Evelyn hat mir den akademischen Sitz erklärt. Zum ersten Mal fühlte es sich für mich an, als würde ich sehr nah und bequem auf dem Pferderücken sitzen. Ich musste meine Problemzone Bein nicht in eine unnatürlich Position zwingen und mich städig daran erinnern, wie sie am Pefrdebauch liegen müssen. Es war nicht anstrengend, sondern leicht und richtig. Tanta hat mir durch zufriedenes Abschnauben ihre Zustimmung gegeben. Nach einem entspannenden Bad bin ich dann sogleich ins Bett gefallen, wo ich wie ein Stein geschlafen habe.
Nach einem gemütlichen Frühstück in meinem Appartement folgte die letzte Unterrichtseinheit, wo wie noch einmal ein paar lösende Bodenübungen machten und meinen Sitz weiter erarbeitet haben. Unverhofft kommt oft! So war für mich die Zeit auf dem Gestüt Evelino. Ich habe so viel gelernt und so viel mitnehmen können von dort. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen.
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